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Dezember

 

Die Piratin - Arbeit an einem Drehbuch.

Ich habe eine Weile geschwankt, ob es eine romantische Liebesgeschichte oder ein erotischer Thriller en famillie werden sollte. Zumal das Prosaoriginal, eine Erzählung (siehe Die Piratin) ganz anders funktioniert. Dort ist es ausgerechnet die Erfahrung, von einer 'Piratin' erotisch 'geentert' worden zu sein, was meinen Helden dazu bringt, zur ehelichen Gemeinschaft zurück zu kehren. Eine moralische Geschichte also.

Dagegen hat das Drehbuch, das gerade entsteht, sehr bald seine eigenen Gesetzmäßigkeiten eingefordert. Bisher war ich es gewohnt, eine Geschichte im Wesentlichen vom Anfang her zu schreiben: dabei entwickelte sie sich relativ frei aus dem ersten Satz in eine ziemlich weite (und noch unbeschriebene) Landschaft hinein.
Beim Drehbuchschreiben ist das anders. Hier stehen mit Logline, Synopsis und Treatment schon ganz am Anfang detailierte Überlegungen zu Sinn und Zweck des Ganzen: es ist ein dem Räderwerk eines industriell-durchorganisierten Fertigungsprozesses angepasstes Arbeiten, ganz darauf ausgerichtet, Kosten und Mühen zu optimieren.
Das hat durchaus Vorteile. Man muss sich klar darüber werden, was man eigentlich erzählen will:
Ist die Geschichte so erzählt, dass sie den Zuschauer an keiner Stelle langweilt? Ergeben sich aus der Figuren- und Handlungskonstellation nachhaltige Konflikte - nämlich solche, welche die Handlung vorwärts treiben? Welche Ziele haben die Figuren? Haben sie Bedürfnisse, die diesen Zielen zuwider laufen?

mosaik

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Oktober/November

 

Die Arbeit eines Schriftstellers (2): Recherche

Die intensiven Lehr- (und Lern-)wochen an der Internationalen Filmschule im Sommer haben mich in mehrfacher Hinsicht mit dem Problemfeld 'Recherche' konfrontiert. Für die Studenten des Fachbereichs 'Drehbuch' waren gleich zu Beginn ihres Studiums vielfältige Rechercheübungen Pflicht. Als Andreas Graf und ich mit unseren praktischen Basisübungen zum Erzählen antraten, war es hingegen Absicht, die Studenten möglichst auf sich selbst und auf den unverwechselbar individuellen Kern ihrer Kreativität zu konzentrieren.

Dass damit so etwas wie Recherche nicht ausgeschlossen ist, machte mir in den nächsten Monaten der Verlauf meiner Arbeit an dem neuen Roman (siehe 'Update') sowie ein kurzer Rückblick auf den letzten Roman 'Reichstage' deutlich.

Für den umfangreichen Roman 'Reichstage' waren meine bisher umfangreichsten Recherchen notwendig gewesen. Der Roman spielt in der Wendezeit von 1988-90, hat mehrere Handlungsstränge und viele Schauplätze. Ich musste vor allem etwas über die offiziellen politischen Abläufe in der DDR und über den Alltag ihrer Bewohner erfahren, wobei geografisch Leipzig und thematisch das Ministerium für Staatssicherheit eine wesentliche Rolle spielten. Aber ich musste auch dem Weg meiner Helden nach Ungarn (Sopron und Budapest), nach Prag und Berlin (Prenzlauer Berg) folgen.

Eine ganz andere Recherche inhaltlicher Art ergab sich aus dem Umstand, dass meine 'Heldin' Ann Modemacherin ist: also versuchte ich, mir alles mögliche zum Gebiet der Haute Couture anzueignen. Das ging von Hochglanzzeitschriften wie Vogue bis zu historischen Aspekten, was die Entwicklung von Modeklassikern anging, schloss aber auch ein wie der Alltag von Modells aussieht oder wie sich eine Modemacherin jenseits der Pariser Schauen mit dem Markt herumschlägt.

Für den neuen Roman 'Lucky in Kessel', in dem mein Held als Tankstellenpächter in die Geschichte eintritt und sich dann zu einem achtenswerten Hersteller von Vibratoren mausert, musste ich einiges über die Herstellung von handgefertigten Vibratoren in Erfahrung bringen (bestes additionsvernetzendes Silikon, sehr schwere Schwungmasse, Steuerung der Vibration durch eine intelligente Schaltung mit Mikroprozessor), ferner über Webcamgirls, Enduros und wie die politische Abteilung der Kriminalpolizei mit Hakenkreuzschmierereien umgeht.

Freilich habe ich das meiste erst recherchiert, nachdem ich die entsprechenden Kapitel schon geschrieben hatte. Das heißt: meine Arbeitsweise ist so, dass ich mir durch die Vorstrukturierung eines Themas bei Recherchen (gleich ob Stasi oder Vibrator betreffend) nicht die freie Entwicklung meiner Figuren streitig machen lassen will.

Zwar gibt es immer und auch durchaus frühzeitig wechselseitige Beziehungen durch
das innere Netzwerk, das wir mit durchs Leben schleppen und das durch früher erworbenen Kenntnisse, Erfahrungen und gewiss auch durch die genetische Anlage geknüpft wird. Aber meine 'Technik' des Erzählens einer Geschichte ist eindeutig: zuerst muss sich die Geschichte aus ihren Figuren heraus entwickeln, danach überprüfe ich anhand der mir zugänglichen Fakten, wie glaubhaft ist, was ich geschrieben habe.

 

 

 

 

 

Nach soviel Theorie nun die Praxis. Zu meinem neuen Roman 'Lucky in Kessel', dessen Rohfassung ich abgeschlossen habe, hier also das

Update

Hans Hämpken ist fast 40 Jahre und Kfz-Mechaniker. Er hat den Meisterbrief und führt eine Tankstelle in Kessel, einer rheinischen Kleinstadt, wo er mit seiner Frau Marianne, seinem 16jährigen Sohn und seiner 10jährigen Tochter lebt. Eine Verkehrsberuhigung steht an. Der 11. September liegt erst ein paar Monate zurück. Die allgemeine Lage ist unsicher. Die wirtschaftliche sowieso. In einer Situation, wo sich von außen her schon alles zu ändern scheint, merkt Hans Hämpken, dass die Liste seiner unerfüllten Wünsche noch ziemlich lang ist. Eine Möglichkeit, daran etwas zu ändern, gibt ihm die Begegnung mit dem Camgirl Franzi Rosche - einer unverheirateten jungen Frau, die mit ihrem Sohn allein in Kessel lebt...

Update: Der 'Lucky in Kessel'-Roman (das 1.Kapitel)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

August/September

In den Ferien ist ein Ferien-an-der-See-Gedicht entstanden:

Das magst du

 

 

Juni/Juli

'Praktische Grundlagen des Erzählens' -

Zusammen mit Andreas Graf übernehme ich im SS 2002 eine Dozentur an der Internationalen Filmschule Köln . Ziel des Seminars wird es sein, den Zweiklang von Individualität und Formsetzung zu betrachten: Wie kann sich ein individueller Stil herausbilden, und in welcher Form kann er sich behaupten? Dabei wird unser Schwerpunkt in der Arbeit mit den Studenten des Fachbereichs Drehbuch auf praktischen Übungen zur Figurenentwicklung und Spannungsdramaturgie liegen. Ich freue mich auf eine interessante neue Herausforderung!



Ich habe Ende letzten Jahres auf Einladung von Claudia Noelling Texte für einen Dumont-Wanderkalender 2003 geschrieben, der dieser Tage erscheint. Die Arbeit hat mir großen Spaß gemacht. Hier als Beispiele die Texte zu Mai, Oktober und Dezember.

 

 

 

März

 

Im März habe ich von Thyla einen 'Award' für herausragendes Design meiner Literatur-Site erhalten. Vielen Dank!

Aus der Begründung der Jury:

"Überraschung ist das Erste, was einen beim Besuch Jochen Langers Seiten einfällt. Überraschungen auf multiplen Wegen in multiplen Präsentationen zwingen förmlich, immer weiter zu klicken, um diese Meisterleistung der Web-Präsentation auszukosten. Also, zuerst einmal ist das Web-Design vom allerfeinsten und technisch Ultima Ratio. Aber die Fantasie und Kreativität dieser Seiten sind viel komplexer! (...) Plötzlich - unvermittelt - überraschend - das sind Attribute, die diese Meisterleistung der Web-Art im positivsten Sinne ausmachen! Jochen Langers Seiten sind ein virtuelles Kunstwerk, das zu den innovativsten und besten der gesamten WebWelt zählt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Rheininseln Nonnen-
werth und Grafenwerth.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die Arbeit eines Schriftstellers (1)

 

Die Arbeit eines Schriftstellers an seinem Schreibtisch ist erschreckend erlebnisarm (nicht unbedingt sein Leben). Ich habe nie Tagebuch geführt und habe das auch nicht vor, wahrscheinlich, weil ich mich zu einem unmittelbaren Schreiben über J.L. angehalten sähe und weiß, dass ich über meine Erfahrungen schon mittelbar in vielen Rollen und Figuren meiner Geschichten schreibe.

Dieses romanhafte 'lügnerische' Schreiben hat (im Gegensatz zum Gestus des Tagebuchs) etwas mit Verbergen zu tun - wobei mir selbst undeutlich ist, was genau das zu Verbergende ist. Ich bin vermutlich auch gar nicht scharf darauf, es herauszufinden (bzw. ich bin zu feige, es zu tun), weil dieser Gedanke (nämlich das im Unbewussten 'Verborgene' herauszufinden und zu benennen) als treuen Begleiter stets die begründete Furcht mit sich trägt, dann vielleicht Abschied vom Schreiben nehmen zu müssen - das bekanntlich wesentliche Impulse aus dem Unbewussten erhält.

Schreiben ist in diesem Sinne für mich eine Flucht vor der Selbsterkenntnis - zugleich aber auch in vielfältiger Weise eine ziemlich lange Reise dorthin. Denn wenn über die Jahre relativ kontinuierlich so etwas wie ein 'Werk' entsteht, bilden sich für den aufmerksamen Leser (das muss nicht zuerst der Autor selbst sein) eine Reihe von Konstanten heraus, wie sie in den Beschreibungen, Dialogen, Handlungsverläufen und Örtlichkeiten immer wieder auftauchen.

Was ich sagen will, ist, dass ich mich als Autor vor allem auch angebunden fühle an die Lebensumstände meiner Kindheit und dass die Jahre eines langen Erwachsenen- und Autorenlebens mich immer wieder dazu führen, diese Prägungen und ihre zweifellos schicksalhaften Bedingungen zu 'bearbeiten'.


Anfang März


Die Arbeit an dem neuen Roman (s.u.) führt mich wieder einmal zu meinen Ursprüngen zurück: ich bin in Bad Honnef, einer Kleinstadt im Siebengebirge, aufgewachsen. Im Folgenden einige Möglichkeiten, den Ort zu lokalisieren:

  • Für Geografen: Das ganze Ensemble liegt am Rhein, etwa fünfzig Kilometer südlich von Köln.
  • Für Historiker: Adenauer hat da gelebt (Rhöndorf, der Wohnsitz des 'Alten', ist ein nördlicher Vorort von Honnef)
  • Für Geologen: der Drachenfels ist der bekannteste Berg des Siebengebirges
  • Für Touristen: das mittlere Rheintal ist eine der großen Landschaften der Romantiker (Humboldt nannte Honnef das 'rheinische Nizza').
  • Für etwas neuzeitlicher (also am Fernsehen) Orientierte: im Rhein gibt es auf der Höhe von Honnef zwei relativ große Inseln: Grafenwerth und Nonnenwerth. Auf letzterer existiert ein Gymnasium und Internat der Franziskanerinnen, das freilich nur mit der Fähre von der linken Rheinseite zu erreichen ist. Als Thomas Gottschalk in seiner letzten 'Wetten dass ...?'-Show die Schüler-Wette präsentierte (vor 14 Millionen Zuschauern!), war es die Klasse 6c dieses Gymnasiums, die sich die Wette ausgedacht hatte. Allerdings wäre es zu kompliziert zu beschreiben, was dabei vor sich ging. Jedenfalls, dies als letzte Lokalisierung: das Gymnasium dieser Klasse 6 c liegt gleich Honnef gegenüber.


Februar

Ich habe mit der Arbeit an einem neuen Roman begonnen. Der Arbeitstitel steht noch nicht fest, das Projekt läuft unter dem Namen 'Kessel' und bezeichnet damit eine Auseinandersetzung mit der Stadt, in der ich aufgewachsen bin.

 

31.01.


Die Erzählung Vereinigungsnacht erscheint in der von Bettina Hesse herausgegebenen Anthologie 'Kein Herz, das mehr geliebt. Geschichten von Verführung'. Rowohlt Verlag. Reinbek. 2002

 

 

 

15.01.

Die Arbeit an der Homepage hat dazu beigetragen, einen Überblick über die letzten 14 Jahre zu bekommen. Einerseits habe ich das Gefühl, dass sich eine Art 'Werk' gebildet hat. Andererseits ist da die Ahnung, dass ich mich mit der ausschließlichen Arbeit an dem umfangreichen Roman 'Reichstage' aus der zeitgenössischen Literatur 'herausgeschrieben' habe.

 

01.01.

Ich habe den Entschluss gefasst, noch ein Jahr professionell mit dem Schreiben weiter zu machen. Vielleicht gelingt es mir noch, Arbeitsaufwand und materiellen Erfolg aneinander anzunähern.