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Sie
ist von klassischer Schönheit, wie sie uns manche Filme der vierziger
oder fünfziger Jahre vorführen. Typ Grace Kelly,
vor ihrer Heirat mit dem monegassischen Fürsten. Ebenmäßige
Züge, mittelblondes Haar, eine sportliche Figur. Dabei, dem Typ wie
dem Klischee entsprechend, überaus kühl und desinteressiert.
Ohne sich im Geringsten anzustrengen, übersieht sie, wen sie nicht
sehen will. Sie hat es nicht nötig. Aus Gefälligkeit zu lächeln,
das mag die Sache von anderen Frauen sein, nicht ihre.
Hintereinander, gerade so, dass eins in die noch frische Wunde des anderen
geknallt ist, hat es sie erwischt: der Streit mit der Familie, der Autounfall
(das Dümmste, was überhaupt nur möglich war: ein Linksabbiegevorgang
mit von hinten herbeieilender Straßenbahn, die, was unerklärlich
bleibt, übersehen wurde, eine Kollision der Stirn mit der Windschutzscheibe,
sodass die Schleiftour über zwanzig oder dreißig Meter ohne
eigentliches Bewusstsein bleibt: der Wagen fängt an zu brennen, was
ihr aber auch von außen, von unangenehm laut kreischenden Passanten,
mitgeteilt werden muss), dann, praktisch noch am Krankenbett, in einem
Zustand allseitiger Beobachtung, die Mitteilung ihres Lovers, sie zugunsten
einer anderen aufzugeben, mit sofortiger Wirkung, die Wohnung jedoch zu
behalten.
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