Die Stadt Kessel

Stadtteile Rheintal, Hof, Äigenberg und Breitbach.

Für eine Stadt wie Kessel hat die Blo-Tankstelle eine gute Lage. Und das Problem ist, dass keine bessere denkbar wäre. Der Verkehr aus dem Rheintal hoch zur A3 muss hier durch. Dazu kommen die Minipendler zwischen den Stadtteilen. Jedenfalls die, die keine Schleichwege benutzen. Denn Kessel ist eng, und die Straßen und Gässchen verwinkelt. Die Stadt selbst wirkt wie von den umliegenden Bergen ausgestreut, ein bisschen hierhin und dahin gewischt. Die Luft gilt als gut, wenn auch nicht gleich neben der Hauptstraße. Das ‚rheinische Nizza' hat Humboldt gesagt. Der Spruch findet sich in den Werbebroschüren der Stadtmarketing GmbH. Sie soll ein junges Feeling schaffen, Kaufkraft binden.



Nicht immer war es so toll mit dem Feeling. In den Achtzigern kam es zu Unregelmäßigkeiten im Kurbetrieb. Die Krankenkassen schickten ihre Patienten lieber anderswohin. Der Pleitegeier kreiste. Hinzu kam, dass sich die Konserven- und Elektroindustrie in Richtung Niedriglohnländer verabschiedete. Kessel war nur noch Schlafstadt für Bonner Beamte.
Seit Ende der Achtziger hat man sich allmählich bekrabbelt. Aus den Sanatorien wurden Tagungshotels oder Seniorenwohnungen. Das Jugendstil-Kurhaus hat man renoviert, ein Ort für Wellness-Events, die an Leuten wie uns spurlos vorübergehen.